Im Gegensatz zu vielen, die mit einer hundertjährigen Familientradition beeindrucken können, mit Urgroßvätern, die dasselbe Handwerk ausübten, stehe ich ganz am Anfang – im Glauben, einmal selbst einer dieser Urgroßväter sein zu dürfen. Als erster meiner Familie habe ich das Handwerk des Geigenbauers für mich entdeckt, es kennen und lieben gelernt. Im vogtländischem Klingenthal begann ich 2003 jene Ausbildung, die mich den Umgang mit Holz, einem lebenden, manchmal kompliziertem, aber zeitlos schönem Material, lehrte. Aus genau diesem faszinierendem Material ein erstklassiges Instrument fertigen zu können, war nicht nur ein, es war mein persönlicher Traum. Nach dem erfolgreichen Abschluss meiner Lehre im Jahre 2006 verschlug es mich nach Niedersachsen, wo ich ganz auf den Geschmack der „Großen“ kam, dem Arbeiten mit Kontrabässen.
Später bekam ich die Chance in München, Los Angeles und Hongkong zu arbeiten, wo ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte: immer wieder wurde ich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, konnte an Hochschulen direkt mit Professoren und Musikern arbeiten und lernte dadurch insbesondere den Wert von Verständnis, Ehrlichkeit und Service schätzen. Messen in Deutschland, Italien, China, Dänemark und Russland erweiterten meinen Horizont rasch. Vor allem im handwerklichen Bereich konnte ich hierbei vieles lernen – und auch mitentwickeln. So kam es, dass ich mich 2012 dazu entschied, in die Selbstständigkeit zu gehen. Und das nicht irgendwo, sondern in meiner Heimat, dem Erzgebirge. Mit der Tradition, die allein schon im Handwerk liegt, soll hier nun mein Sprungbrett sein.
Beim Instrumentenbau geht es nicht um Schnelligkeit, auch wenn jeder passionierte Musiker sein Instrument nur äußerst ungern aus der Hand gibt. Vielmehr geht es um Kunst, nämlich die Kunst, ein Instrument zu fertigen, das in Klangfarbe und Verarbeitung seinesgleichen sucht, immer und immer wieder. So ist es selbstverständlich, dass man im Zeichen der voranschreitenden Entwicklung auch modernere, effizientere Wege sucht und findet, um diesem Ziel stetig näher zu kommen.
Davor möchte ich mich nicht verschließen, denn genau dort, wo manche Tradition vielleicht verwelkt ist, sprießen jetzt junge, neue und innovative Ideen. Herkömmliche und ursprüngliche Arbeitsgänge zu optimieren und Verfahren zu perfektionieren ist meine große Leidenschaft: Ein Prozess, der Zeit braucht, und der in Zeiten der Schnelllebigkeit davor schützt, die Qualität zu vergessen. Oberflächlichkeit? Klares Nein. Moderne? Ja. Traditionen? Ja, am Anfang.